schrieb
in Heft 1/2005 zur 1. Auflage:
Aus der Praxis für
die Praxis
Sie haben eine Sammlung von praktischen Tips
während ihrer Reisevorbereitungen vermisst
und nach ihrer sechsjährigen Weltumseglung
selbst geschrieben. „Blauwassersegeln
Heute" sind die gesammelten Erkenntnisse
für Planung, Ausrüstung und Praxis,
die Gaby Kinsberger und Rüdiger Hirche
gewonnen haben. Sie sollen denjenigen Tips an
die Hand geben, die „davon träumen,
auf große Fahrt zu gehen".
Doch angefangen hat alles damit, dass sie die
Angst vor dem Unbekannten überwinden mussten.
Dann kamen „Situationen, auf die wir nicht
vorbereitet waren, weil wir sie uns zu Hause
nicht hatten vorstellen können", schreiben
sie. Mit ihrer Aluminiumyacht KAYA hatten sie
Glück und in sechs Jahren keine schwere
Havarie. Dennoch fehlen Hinweise auf Risiken
und Gefahren nicht, denen auf einer Langfahrt
jeder begegnen kann, wie Salzwasserkrokodile,
giftige Quallen oder die Schiffshalter, bis
ein Meter lange Fische, die sich am Boot festsaugen,
aber auch einen Schwimmer als Wirt akzeptieren
würden.
Alle Hinweise basieren auf den persönlichen
Erfahrungen der beiden Segler und erheben keinen
Anspruch auf Allgemeingültigkeit oder dogmatische
Richtigkeit. Kurze Erlebnispassagen lockern
die Materie auf, die im technischen Teil themenbedingt
trocken sein kann. Die „Auslaufliste"
beispielsweise ist entstanden, nachdem mehrfach
das Vorschiff mit Seewasser getränkt wurde,
um beim Ablegen möglichst nichts zu übersehen.
Dass die Aufzählung nur ein Beispiel sein
kann, wird betont, und damit braucht sich niemand
vorzukommen, als würde er bevormundet oder
belehrt. „Natürlich waren wir uns
bewusst, dass alles sehr subjektiv ist: Nicht
jeder mag ohne Kühlschrank leben oder die
Enge in einem Zehn-Meter-Boot ertragen",
berichtet Gaby Kinsberger. Auch über das
Thema Rettungsinseln oder das richtige Ankergeschirr
kann man geteilter Meinung sein. Immerhin regen
die einzelnen Punkte zum Nachdenken an, und
wer sich weitergehend informieren möchte,
bekommt Hin-weise. Die Auflistung der Links
zu Webseiten über Wetter, Blauwassersegler,
Piraten, Navigationssoftware und viele weitere
Aspekte des Bordlebens sind umfassend. Gerade
für Bereiche, die sich schnell entwickeln
oder verändern, macht es Sinn, sich aktuell
zu informieren. Daher sind die Kapitel Bordelektro-nik
und Navigation kurz gehalten, denn was vor fünf
Jahren noch der neueste Schrei war, ist heute
längst veraltet. Als studierter Elektrotechniker
mit den Hobbys Amateurfunk und Computer hat
Rüdiger Hirche stattdessen das Thema Seefunk
ausführlich behandelt.
Der Alltag hat die beiden seit fünf Jahren
wieder. „Wir haben auf Anhieb wieder gut
funktioniert, obwohl der Wechsel kaum krasser
sein könnte". Sie sind unterwegs flexibel
und anpassungsfähig geworden nach extremen
Wechseln „von der Einsamkeit auf See mitten
hinein in die Hektik einer großen Hafenstadt.
Von einer neuen, fremden Kultur in die nächste".
Die KAYA liegt mittlerweile am spanischen Festland,
nachdem sie lange einen Liegeplatz in Südfrankreich
hatte. Das Paar aus Lampertheim will mit der
weitgereisten Yacht vorerst hauptsächlich
im Mittelmeer bleiben. In diesem Jahr steht
ihr Lieblingsrevier „von früher"
auf dem Törnplan - die Balearen. Dort tauchen
sie wieder ein in die Seglerwelt, die „nicht
nur klein, sondern auch mitteilsam und hilfsbereit
ist".
schmunzelnder
Zusatz der Autoren:
Wir haben natürlich nicht das Vorschiff
mit Seewasser getränkt, um beim Ablegen
nichts zu übersehen... |